Worin sehe ich meinen Auftrag im Lehrberuf?
– Sr. Laura erzählt
Sr. Laura ist als Ordensschwester bei der Caritas Akademie und in unserer Mittelschule als Lehrerin für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache angestellt. „Ich liebe meinen Beruf ?!“
Caritas Akademie Graz
Mit Menschen aus aller Welt arbeite ich tagtäglich und darf sie auf ihrem Weg des Spracherwerbs begleiten. Bei diversen Kursen auf unterschiedlichen Niveaustufen ist es mir immer wieder eine Freude, neue Kursteilnehmende kennenzulernen, ihre Fortschritte zu beobachten und sie aktiv auf ihrem Weg zu begleiten.
Die Sprache ist einer der wichtigsten Schlüssel zu einer Kultur. Wie sehr die Nicht-Beherrschung derselben einschränken kann, erleben die KursteilnehmerInnen immer wieder in ihrem Alltag. Diese Erlebnisse zeigen ihnen, wie wichtig es ist, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, um dadurch Zugang zu ihrer neuen Heimat zu finden. Es motiviert sie, den nicht immer leichten Weg des Deutschlernens beherzt weiter zu gehen. Viel Durchhaltevermögen, Eifer und Freude am Lernen sind zu beobachten. Letzteres ist mir im Unterricht immer ein besonderes Anliegen.
Als Schwester ist mir auch die gemeinsame Suche nach bereichernden Werten und der Austausch darüber ein Anliegen. Meine KursteilnehmerInnen sind Angehörige unterschiedlicher Religionen und Kulturen. Immer wieder erzählen sie von sich und ihrer Heimat und tauschen sich mit viel Wertschätzung, Offenheit und Toleranz darüber aus. Vereint sind wir im gemeinsamen Suchen nach Werten und dem Streben, ein gutes Leben zu führen. Diese Einheit ist spürbar.
Das Deutschlernen ist ein Prozess, den ich selber durchgemacht habe und dadurch kann ich meine eigenen Erfahrungen teilen.
Kursteilnehmende bei ihrer Urkunden-Überreichung (Bilder sind vor der Corona-Zeit entstanden)
Mittelschule der Schulschwestern in Eggenberg
Seit September 2020 darf ich nun auch als Lehrerin in „unserer“ Mittelschule in Eggenberg aktiv sein. Meine Erfahrungen in der Schule einbringen zu können, ist mir ein besonderes Anliegen. Ich unterrichte die SchülerInnen in kleineren DaZ-Gruppen und nenne sie liebevoll DaZis. Die „DaZis“ kommen zu mir mit ganz unterschiedlichen Erstsprachen und Sprachniveaus. Ich versuche, ihre Schwächen zu überwinden und fördere sie dabei, ein gutes Sprachfundament aufzubauen. Die richtige Anwendung der Sprache verhilft den Kindern zu mehr Selbstsicherheit und Gelassenheit im Alltag und ist auch ein wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung.
Besondere Momente sind für mich, wenn ich Zeugin von Erkenntnisprozessen bin. Wenn es im Kopf einer Schülerin/eines Schülers offensichtlich „Klick“ macht und plötzlich Aufgaben lösbar sind, welche noch vor Kurzem zu schwierig schienen, dann ist das eine Freude für Schülerin/Schüler und Lehrerin.
Am Ende der Stunden zu hören: „Danke, Sr. Laura!“, „Wir sehen uns nächste Woche!!“ Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Immer wieder einmal ?
Sr. Laura