Der Weg in die Gemeinschaft
Wofür bist du bereit, dein ganzes Leben hinzugeben?
Wir geben es Jesus Christus hin und leben „Mitten unter den Menschen im Streben nach ständiger Gottverbundenheit“ wie es unsere Gründerin uns vorlebte.
EINBLICKE
Über ihre Entscheidung, Franziskanerin zu werden, erzählt Sr. Vera (mittig im Bild bei ihrem 25. Professjubiläum) hier:
Meine Berufungsgeschichte
Oktober 1988: ich betrete zum ersten Mal die Pforte der Grazer Schulschwestern. Klostergedanken hatte ich keine. Was ich suchte, war ein Zimmer.
Damals war ich, zusammen mit meiner Familie, erst drei Monate vorher aus Rumänien nach Klagenfurt ausgereist. Ich war in einer religiösen Familie, aber in einem kommunistischen Land aufgewachsen, daher war das Kloster für mich unbekanntes Neuland. Nach Graz kam ich zum Musikstudium.
Meine erste „Bezugsperson“ im Kloster war die damalige Internatsleiterin. Ihre interessierte und aufgeschlossene Art überraschte mich. Bald lernte ich auch andere Schwestern kennen. Z. B. kam ich im Klavierzimmer, wo ich übte, immer wieder mit Sr. Ernestine zusammen. Wir redeten viel miteinander, auch über das Gebet und immer öfter darüber, was „Schwester-Sein“ eigentlich bedeutet. Die Frage nach dem Ordensleben spürte ich mit der Zeit immer wieder. Wie ein Magnet zog mich das Thema an. Nach etwa drei Jahren hatte sich so etwas wie ein „Zugehörigkeitsgefühl“ zu den Schwestern entwickelt.
Aus Platzmangel musste ich in jenem Sommer das Internat der Schwestern verlassen. Ich zog aus und fand ein Zimmer in der Nähe. Der größere räumliche Abstand führte mich, trotz der großen inneren Unruhe, zu etwas mehr Klarheit.
Wieder mehr auf mich gestellt, rang ich mit Gott um eine Antwort. In der Fastenzeit 1992 hörte ich dann in einem Sonntagsgottesdienst das Evangelium vom unfruchtbaren Feigenbaum, dem doch noch ein weiteres Jahr gewährt wird, mit der Hoffnung, dass er vielleicht Früchte trägt (Lk 13,6-9). Es ist kein typisches Berufungsevangelium, aber ein sehr ernstes Wort. Ich spürte ganz deutlich: ich könnte die Chance auch verpassen. Einmal könnte es zu spät sein…
Noch am nächsten Tag entschloss ich mich, um Aufnahme als Kandidatin zu bitten. Trotz dunkler Zeiten habe ich diese Grundentscheidung noch niemals bereut. Im vergangenen Sommer durfte ich mein 25-jähirges Professjubiläum feiern.
Und was macht mir heute Mut? Der Lebensweg unserer alten Schwestern, aber auch das gemeinsame Ringen um eine ansprechende Form des Ordenslebens in der Spannung zwischen spiritueller Tiefe und den Herausforderungen unserer Zeit.
Meine Mutter, die mein Entschluss besonders schmerzlich traf, kann heute zumindest halb im Spaß sagen: „Ich habe vier Töchter. Eine ist im Kloster, die anderen sind normal…“
KENNENLERNEN UND MEHR ERFAHREN
Wir laden ein, einige Tage bei uns mitzuleben. Nach Absprache ist es möglich, in einem unserer Konvente die Gemeinschaft und unser Leben unverbindlich kennen zu lernen.
Wenn Sie einen Schritt weitergehen möchten, um eine Franziskanerin der unbefleckten Empfängnis zu werden, erwarten Sie verschiedene Phasen der Ordensausbildung.
VON DER POSTULANTIN ZUR SCHWESTER
„Jene, die auf Eingebung des Herrn zu uns kommen mit dem Willen, dieses Leben anzunehmen, mögen liebevoll aufgenommen werden.“
(aus der Ordensregel)
POSTULAT
Das Postulat dient dem gegenseitigen Kennenlernen und ist eine erste Einführung in das Ordensleben. Das Postulat dauert mindestens sechs Monate.
(aus den Konstitutionen)
NOVIZIAT
Im Noviziat lernt die Novizin die evangelischen Räte, den franziskanischen Geist und das Charisma unserer Gründerin kennen und wächst schrittweise hinein in die Lebensweise der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis. Das Noviziat dauert zwei Jahre.
(aus den Konstitutionen)
JUNIORAT
Im Juniorat vertieft die Schwester ihre Verbindung mit Jesus Christus, ihre Liebe zur Gemeinschaft und zu unserem Sendungsauftrag. Die Dauer des Juniorats beträgt fünf Jahre.
Mit der ewigen Profess wird die Schwester in das Ordensinstitut voll eingegliedert.
(aus den Konstitutionen)
STÄNDIGE WEITERBILDUNG
Jede Schwester ist eingeladen, sich in allen Phasen ihres Lebens offen und lernbereit zu bleiben. Die ständige Weiterbildung ist wesentlich für die Erfüllung unserer Sendung und für die Lebendigkeit unserer Gemeinschaft.
(aus den Konstitutionen)
GELÜBDE – DIE EVANGELISCHEN RÄTE
Bei ihrer Profess verspricht die Schwester öffentlich, in der Ordensgemeinschaft nach den evangelischen Räten zu leben. Die evangelischen Räte sind Bausteine einer christlichen Lebenskultur nach dem Evangelium.
GELÜBDE DER KEUSCHHEIT
Mit dem ganzen Leben geben wir Antwort auf die einladende Liebe Gottes.
Unsere Verbundenheit mit Christus und die schwesterliche Liebe in der Gemeinschaft geben uns Kraft, diesen Weg zu gehen. (aus den Konstitutionen)
GELÜBDE DER ARMUT
Einfachheit, Zufriedenheit und Dankbarkeit prägen unsere Lebenshaltung.
Wir bemühen uns um ein gemeinschaftliches Zeugnis der Armut durch einen einfachen und bescheidenen Lebensstil, durch konkret gelebte Gütergemeinschaft, durch das Teilen dessen, was wir sind und haben mit Menschen, die ärmer sind als wir… (aus den Konstitutionen)
GELÜBDE DES GEHORSAMS
Wir suchen als Gemeinschaft von Hörenden den Willen Gottes zu erkennen und zu erfüllen. Wir tun dies im Gebet, im Dialog miteinander und im Blick auf die Ereignisse der Zeit und Nöte der Menschen.
WARUM GELÜBDE?
Die evangelischen Räte sind eine Art Gedächtnis aller Getauften, dass Gott selbst das Ziel und die Erfüllung jeglicher Sehnsucht des Menschen ist.
Die evangelischen Räte verkörpern ein Gespür für das, was wichtig ist, also für das Maß und die Mitte.
Die evangelischen Räte sind Verkündigung des Evangeliums. Der Verzicht auf irdische Möglichkeiten bedeutet: Gott allein genügt.
Die evangelischen Räte sind konsequenter Ausdruck für ein Verschenken der Zukunft an Gott. Das befähigt, irdische Zukunft zu gestalten.
(aus: Christoph Benke, Gott ist nicht kleinlich. Über das christliche Maß, Echter 2009)