Stimmen aus dem Konvent La Verna
Im Konvent La Verna leben Schwestern im fortgeschrittenen Alter und mit zunehmender Pflegebedürf-tigkeit. Dort können sie weiter in einer Gemeinschaft leben und werden zusätzlich durch weltliches Pflegepersonal betreut. Drei Schwestern, Sr. Katharina, Sr. Benedikta und Sr. Roswitha, ebenso wie ihre Diplomkrankenschwester Frau Kagerne-Kekesi Ibolya erzählen von ihrem Alltag:
Sr. Katharina Hartbauer, 88 Jahre alt, hat ca. 40 Jahre in der Krankenstation im Mutterhaus gearbeitet und fast 100 Schwestern am Ende ihres Lebens begleitet.
Sr. Katharina, wie erleben Sie die Coronazeit?
Ich nehme es an, wie es kommt, was der liebe Gott uns schickt. Ich kann mich fragen, was ich noch besser machen kann, in mein Inneres schauen. Ich fühle mich nicht einsam. Das Beten gibt mir Kraft – es zieht mich direkt in die Kirche. Sonst bin ich –ganz glücklich hier.
Wie sehen Sie Ihre Aufgabe?
Es ist vor allem das Gebet, und zwar für alle, die es dringend brauchen: für die Regierung, für den Frieden. Ich sehe ja in den Nachrichten, was in der Welt passiert. Aber meine erste Aufgabe ist, für die Priester zu beten, besonders für die jungen. Ich habe von Heiligenkreuz einen Priester „zugeteilt“ bekommen. Auch P. Niklas ist immer in meinem Gebet. Ich habe ihn schon als Studenten mit Gebet begleitet. Heute habe ich in Radio Maria eine Predigt von ihm gehört und mich sehr gefreut, wie gut er es macht.
KTV schaue ich gern, inhaltlich kann ich leider nichts weitergeben. Im KTV bekam ich die Anregung, den Katechismus zu lesen. Jetzt habe ich ihn mir gleich ausgeborgt.
Arbeiten würde ich gern noch, geht aber nicht. Ich kann nur mit dem Rollator gehen. Trotzdem kann ich Sr. Regina am Gang spazieren führen. Sie war im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder meine Chefin und jetzt ist sie schon so viele Jahre immer im Rollstuhl.
Sr. Benedikta Groger, 93 Jahre alt, war lange Jahre in Verantwortung, u.a. als Provinzoberin und als Hausoberin im Mutterhaus.
Sr. Benedikta, wie erleben Sie die Coronazeit?
Es ist kaum ein Unterschied zu sonst. „Tante Corona“ hat uns Gott sei Dank nicht besucht. Wir sind in einem geschützten Raum, sind gut umsorgt, haben die Kirche, den Garten und die schöne Gebetsgemeinschaft. Man denkt schon daran, dass sich all das auch ändern könnte…
Aber die Coronazeit ist wohl auch eine Besinnungszeit. Wie viele Menschen leiden direkt oder indirekt darunter! Wir beten für alle um Kraft und Zuversicht, besonders für alle Helfer.
Gott ist ein guter Pädagoge, der uns begleitet, und gegen Ende des Lebens bekommen manche Dinge einen anderen Stellenwert. Irgendjemand hat gesagt: „Man muss lang leben, um ein Mensch zu werden.“
Wie sehen Sie Ihre Aufgabe?
Meine Aufgabe ist das Gebetsapostolat, wie es ja auch der Wunsch der Provinz ist, dass wir, die wir nicht mehr direkt im Einsatz sind, uns mehr dem Gebet widmen. Das ist für mich Selbstverständlichkeit und Verpflichtung. Es ist mir wirklich ein Anliegen, die Sendung, die Grundidee und das Werk unserer Gründerin mit unserem Gebet zu unterstützen. Nicht nur, indem wir für eine bestimmte Klasse besonders beten, sondern ganz grundsätzlich.
Die „Unebenheiten“ auf unserem gemeinsamen Weg fordern uns manchmal heraus, aber wir versuchen, sie in Gelassenheit und mit Humor zu bewältigen.
Sr. Roswitha Sommer, 79 Jahre alt, hat lange Jahre als Kindergärtnerin gearbeitet.
Sr. Roswitha, wie erleben Sie die Coronazeit?
Es ist nicht viel anders als sonst. Früher haben manche unserer Schwestern öfters Besuche bekommen, jetzt kommt niemand. Aber ich habe den Eindruck, dass es ihnen nicht fehlt. Ich trage immer den Mund-, Nasenschutz, trotzdem streichle ich manche, wenn ich spüre, dass sie Nähe brauchen. Sr. Regina z.B. lebt richtig auf durch Berührung. Für andere Leute ist diese Zeit sicher viel schwieriger. Wir holen die Schwestern von La Verna samstags immer für ca. 45 Minuten zusammen, um Bewegung zu machen, mit mehr Abstand natürlich. Sie brauchen nicht nur Bewegung, sondern auch die Gemeinschaft. Manchmal singen wir bei dieser Gelegenheit auch miteinander. Beim Begräbnis von Sr. Zita, meiner leiblichen Schwester, konnten Gott sei Dank alle unsere Geschwister am Begräbnis teilnehmen, halt nur am Friedhof. Ein gemeinsames Mahl nach der Beisetzung, wie es sonst üblich ist, war Corona-bedingt nicht möglich.
Wie sehen Sie Ihre Aufgabe?
Ich schaue, so gut es geht, dass die Schwestern sich wohl fühlen, Gemeinschaft erleben und sich angenommen wissen. Sr Ludmilla liest oft vor, viele können allerdings nicht mehr wirklich folgen. Auch andere Schwestern und unsere Pflegerinnen tragen das ihre bei. Die Schwestern beten viel und gern. Die abendliche Anbetungszeit wurde auf den Nachmittag verlegt, das hat sich sehr bewährt. Die Schwestern sind weniger müde. Beim Rosenkranz und bei der Anbetung bin ich auch immer dabei, soweit es irgendwie geht. Früher haben wir auch mit einem Lied begonnen und abgeschlossen, jetzt sind wir still. Aber es passt so. Andere Schwestern kommen auch gern zu den Gebetszeiten dazu. Ganz allgemein sehe ich meine Aufgabe darin, die Schwestern zu unterstützen, zu schauen, dass sie zufrieden sind. Ich versuche, ihnen Freude zu machen. Ich gehe vormittags z.B. mit klein geschnittenem Obst zu den Schwestern in ihre Zimmer, da merke ich, dass sie sich sehr freuen. Manchmal ist es schwer, zu sehen, wie die Schwestern immer mühseliger werden. Ich versuche einfach, es ihnen möglichst erträglich zu machen. Sie haben ja alles gegeben, und jetzt verdienen sie unsere Dankbarkeit und Wertschätzung.
Ibolya Kagerne-Kekesi ist seit 2012 Diplomkrankenschwester im Mutterhaus.
Frau Kagerne-Kekesi, wie erleben Sie die Coronazeit?
Es ist anstrengend, weil man dauernd Mund-Nasenschutz tragen muss, in den Öffis und hier. Vor allem hatte und habe ich Angst, das Virus zu bekommen und möglicherweise eine der Schwestern anzustecken. Umgekehrt könnte ich das Virus in meine Familie bringen, diese Angst ist belastend. Die Öffis sind ja ein Risikofaktor. Ich bin überaus vorsichtig, halte mich genau an die Maßnahmen, passe einfach auf, so gut es geht.
Wie sehen Sie Ihre Aufgabe?
Es ist eine vielseitige Aufgabe. Ich betreue die Schwestern in jeder Lage, ich trage Sorge, dass sie die Medikamente haben und nehmen. Ich beteilige mich auch an der Pflege und kontrolliere alles. Ich berate das Personal dabei. Überhaupt bin ich so etwas wie eine „Gesundheitsberaterin“. Viele Schwestern kommen mit Fragen zu mir. Wenn der Arzt kommt, muss immer eine Diplomkrankenschwester anwesend sein, das bin meist ich. Was ich schwierig finde ist, mit dem Personal richtig umzugehen, die Diensteinteilung und die Organisation etc. Als Diplomkrankenschwester bin ich ja verantwortlich für eine gute pflegerische Betreuung der Schwestern. Es muss alles funktionieren, es ist eine große Aufgabe. Aber es freut mich immer sehr, wenn es Erfolg gibt, wenn es einer Schwester wieder besser geht, wenn etwas heilt, weil wir gut geschaut haben.