Geschichte
BILDUNG FÜR DIE MÄDCHEN
175 Jahre ist es her, dass die „Schulschwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus zu Gratz“ gegründet wurden. Antonia Maria Lampel, die damals eine Mädchenschule leitete, schlug dem Bischof 1841 vor, für die Jugendbildung einen Orden zu gründen. Darin sollten Frauen in einer religiösen Gemeinschaft leben, damit sie sich vollständig der Bildung von Mädchen widmen konnten.
Der Beruf der Lehrerin und Erzieherin sei schwierig, deshalb sei eine Vereinigung notwendig, schrieb Antonia Maria Lampel damals im Gründungsbrief: „Durch die Vereinigung haben die Lehrerinnen die beste Gelegenheit, im Unterrichts- und Erziehungswesen sich weiterzubilden, ihre Kenntnisse zu vervollkommnen, ihre Erfahrungen durch gegenseitige Mitteilungen zu bereichern.“ Am 29. September 1843 wurden die ersten sechs Lehrerinnen als Schulschwestern eingeführt. Die Ideengeberin wurde zur Gründerin der Gemeinschaft: Mutter Franziska Antonia Lampel.
Dass Mädchen eine gute Schulbildung erhalten, war damals noch nicht selbstverständlich. Deshalb leisteten die Schwestern mit ihrer Schule am heutigen Andreas-Hofer-Platz einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Sie konnten sich über einen steten Zuwachs bei der Schülerinnenzahl freuen, weshalb ein Jahr nach der Gründung der angrenzende Stainzerhof, ein Teil der heutigen Stmk. Sparkasse, gekauft wurde. Hunderte Kinder ab drei Jahren wurden von den Schulschwestern in der Grazer Innenstadt unterrichtet. Besonders wichtig war es ihnen, auch Kindern aus ärmeren Bevölkerungsschichten eine gute Bildung zu ermöglichen.
Mit der Übersiedelung nach Eggenberg in den Jahren 1854/55 wurde es möglich, weiter zu wachsen. In vielen Orten der Steiermark übernahmen die Schulschwestern den Unterricht in Volks- und Hauptschulen. Außerdem zogen ein paar Schwestern in die Welt hinaus: Als Missionarinnen wurden sie unter anderem nach China, Australien und Brasilien geschickt. So entstanden Provinzen und Vikariate außerhalb von Österreich. 266 Schwestern gibt es heute in der gesamten Kongregation, davon leben und wirken 57 Schwestern in der österreichischen Provinz.
In der Steiermark stehen derzeit fünf Schulen und drei Kindergärten in der Trägerschaft des Vereins für Franziskanische Bildung. In unserer Bildungs- und Erziehungsarbeit wissen wir uns dem Evangelium, der franziskanischen Berufung und den Grundsätzen unserer Mutter Franziska verpflichtet. Unsere Sendung umfasst auch andere pastorale Dienste, sowie den Dienst an kranken und alten Menschen. Wir sehen uns verpflichtet, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Einrichtungen notwendige Voraussetzungen zu schaffen, damit sie unsere Sendung im Sinne unseres Charismas mittragen und weiterführen können. (Konstitutionen, Pkt. 51 und 52)
UNSERE GRÜNDERIN
Antonia Lampel wurde am 28. August 1807 in Fürstenfeld geboren und hatte sieben Geschwister. Alle erhielten eine sorgfältige Erziehung. Dazu gehörte auch das Lernen von Fremdsprachen. Sie und ihre zwei Schwestern gingen nach Graz, um in einer Privatschule in der Neutorgasse zu arbeiten, die von Frl. Anna Engel geführt wurde.
Antonia war gebildet, verstand sich auf Malen und Musik und besonders auf feine Handarbeiten. Sie war klug und ideenreich, auch schüchtern, und sie wurde immer mehr die „Seele der Schule“. Sie gewann das Vertrauen der Eltern und 33-jährig übernahm sie die Leitung der Schule. Für die Lehr- und Erziehungstätigkeit besaß sie ein besonderes Talent.
IDEE ZUR GRÜNDUNG DER RELIGIÖSEN GEMEINSCHAFT
Aus ihrem Anliegen, mit Kolleginnen des dritten Ordens des hl. Franziskus immer ganz für die Kinder da zu sein, sie christlich zu erziehen und die Mädchen vorzubereiten, gute Mütter zu werden, erwuchs die Idee, eine religiöse Gemeinschaft zu gründen.
Antonia war konsequent in der Ausführung ihres Planes und sie konnte jede Frage von außen bzgl. Absicherung der Gemeinschaft beantworten. Der Lebensunterhalt sollte gesichert sein, vor allem durch die Arbeit der Schwestern, aber auch durch das in die Gemeinschaft mitgebrachte Vermögen, sowie aus dem Schul- und Kostgeld.
Ebenso ausführlich und konkret erstellte sie die Statuten für das Leben der Schwestern in der Gemeinschaft der „Grazer Schulschwestern“.
DIE GEMEINSCHAFT VON MUTTER FRANZISKA
Ihre Vorstellung war eine andere als die der Zeit. Sie sprach nie von einem Kloster, sondern von einem Leben „mitten unter den Menschen im Streben nach ständiger Gottverbundenheit“. Sie verlangte von ihren Schwestern Kontemplation – Gottverbundenheit – in der Aktion, „mitten im Lärm der Kinder“, und sie war streng bei der Aufnahme der Kandidatinnen.
„Nur keine halbe Sache!“ Sie selbst scheute keine Mühe und stand mütterlich zu den Schwestern. Dies zeigte sich besonders dann, wenn einzelne oder das ganze Institut mit Vorwürfen oder Verleumdungen von außen bedrängt wurden, was in der Zeit vor dem Revolutionsjahr 1848 nicht selten war. Sie war stark, aber auch einfach und demütig genug, um jede Hilfe vom Bischof anzunehmen.
BEWUNDERNSWERTE PERSÖNLICHKEIT
Ihre Nachfolgerin als Oberin hatte eine andere Richtung für die Lebensweise der Schwestern eingeschlagen. Dadurch entstand in der Gemeinschaft ein so großer Konflikt, dass sie zu zerfallen drohte.
M. Franziska entschloss sich deshalb, nach Ablauf ihrer Gelübde, aus der Gemeinschaft auszutreten. Die Größe unserer Gründerin liegt wohl darin, dass sie die Gemeinschaft, die sie mit großer Liebe und Einsatzbereitschaft aufgebaut hatte, unter schmerzlichem Opfer verließ, um ihren Weiterbestand zu retten.