einfach. gemeinsam. wach.
Lebensberufungen sind vielfältig. Die Grundsätze, nach denen Orden leben, haben eine Kraft, die weit über den Kreis der Ordensleute hinausgeht. Die Gelübde sind Wegweiser für ein Leben nach dem Evangelium, sie zielen ab auf ein gutes Leben aller.
Gemeinsam mit den Ordensgemeinschaften Österreichs wollen auch wir die Grundhaltungen – Armut, Keuschheit und Gehorsam – in die heutige Zeit übersetzen.
Reden wir darüber, was das ist: einfach, gemeinsam wach.
Dazu laden die Ordensgemeinschaften Österreich auf der WEG-Website ein. Jede und jeder, ob allein oder in Gemeinschaft, ist dazu eingeladen, sich Fragen rund um das Thema zu stellen.
#wach als Franziskanerin v.d.U.E.
Was heißt WACH für mich?
Wach für mich mit meinem ganzen Sein – mit wachen Augen, Ohren und offenem Herzen mein Leben zu leben.
Das heißt auch meine Umgebung in der ich lebe, meine Mitmenschen, und allen denen ich begegne, mit meinem ganzen Sein wahrzunehmen. Ich will nicht nur das Äußere an ihnen sehen, sondern im hinhören und aufmerksam sein den oder die andere in ihrem eigentlichen Menschsein zu verstehen suchen.
Wach heißt für mich auch zu sehen, wo es Nöte gibt. Dort auch zu helfen so gut ich kann. Wach heißt auch mich für die Wahrheit einzusetzen, wo Unrecht geschieht. Wach heißt für mich die Wirklichkeit, wie sie eben ist, im Lichte Gottes zu sehen, weil alles Gottes Schöpfung ist.
Ich will wach – und dankbar – sein für unsere schöne Welt und für die Menschen, die mit mir leben.
Sr. Eva Maria Lechner
Was heißt WACH für mich?
Wach sein heißt für mich versuchen, präsent zu sein im Hier und Jetzt, auf das scheinbar „Nebensächliche“ zu achten, in dem Gott zu mir spricht, oft nur „nebenbei“. Tagsüber meinen Alltag unterbrechen und üben, möglichst vorurteilsfrei wahrnehmen und zulassen, was gerade da ist. Wach sein heißt auch, meine Aufmerksamkeit in die Gegenwart holen, wenn ich mir zu viele Sorgen um die Zukunft mache.
Welche Kooperationen helfen mir, WACH zu bleiben, zu werden?
Die Möglichkeit des Austausches unter uns Frauenorden und eine neue, immer intensivere Form der Verbundenheit sind für mich in den letzten Jahren eine wichtige Kraftquelle geworden. Wir sind nicht allein unterwegs, wir können Ressourcen gemeinsam nützen, uns verbindet sehr viel. Das gibt mir Mut für die Zukunft und hilft, wach zu bleiben.
Sr. Vera Ronai
Was heißt WACH für mich?
Wach sein bedeutet für mich einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, beteiligt, aufgeschlossen sein, Lebendigkeit und Zuversicht vermitteln. Aufgeschlossen gegenüber Menschen, Ereignissen, Aufgaben, die unverhofft in meinen Alltag treten – in der Arbeit mit jungen Erwachsenen beinahe eine tägliche Herausforderung.
Darüber hinaus versuche ich, mein Wachsein über den eigenen Tellerrand hinaus auf gesellschaftliche Entwicklungen und Strömungen zu richten. Dienen sie dem Wohl des Einzelnen? Ermöglichen sie die Teilhabe möglichst vieler Menschen am gesellschaftlichen Leben oder treiben sie einen Keil in die Gesellschaft? So hat Wachsein für mich ganz viel mit politisch-sein zu tun. Aus meiner Sicht schließt sich hier der Kreis zu zentralen christlichen Werten wie Solidarität, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Respekt, Menschenwürde.
Sr. Hanna Neißl
Was heißt WACH für mich?
„Wachet und betet!“ ist in meiner jetzigen Lebensphase die erste und wichtigste Assoziation dazu. Meine weiteren Gedanken dazu: Achtsam sein, aufmerksam sein gegenüber meiner Um- und Mitwelt, mir selbst gegenüber und gegenüber meinen Mitmenschen.
Das wunderbare Erwachen der Natur, aufwachen, nicht verschlafen, nicht schläfrig sein. „Wach auf, der du schläfst, steh auf von den Toten, als Licht wird dir Christus erstrahlen.“ Die Suche nach dem Willen Gottes, die 3. Vaterunser-Bitte, – persönlich und in Gemeinschaft – ist für mich in Bezug auf das Ordensgelübde des Gehorsams – wesentlich. Das Evangelium, unsere Konstitutionen und viele Stellen aus dem Tagebuch meines Vorbilds Sr. Klara Fietz helfen mir dabei.
Im Alltag Gott und meinen Mitmenschen wach und aufmerksam zu begegnen, ist mein Bemühen.
Sr. Justine Eisner
Was heißt WACH für mich?
Wach sein heißt für mich offen sein, um wahrzunehmen, was mir als Geschenk des Lebens zukommt und wo ich gefordert bin für Menschen oder eine Sache da zu sein. Es heißt auch offen sein für Neues, vielleicht Ungewohntes für das, was jetzt dran ist. Wach sein heißt für mich auch ganz da zu sein im Hier und Jetzt. Ganz beim Menschen, der mir gerade gegenübersteht, der mich brauch, ganz bei einer Sache, die ich gerade tue…
Wach heißt auch aufmerksam sein:
- auf die (leise) Stimme Gottes,
- auf die Menschen um mich herum,
- auf die inneren Regungen in mir,
- auf die Geschehnisse in Kirche und Gesellschaft.
Eine Hilfe, um wach in den Tag zu gehen ist zurzeit für mich ein Morgenritual mit der Überschrift des Zukunftsbildes: „Gott kommt im heute entgegen“. In der Früh sage ich mir: Gott kommt mir heute entgegen! So gehe ich offener und aufmerksamer in den Tag. Und die Abendreflexion sagt mir: Ja, das stimmt. Er ist mir begegnet.
Dabei erlebte ich schon wahre Wunder des Alltags!
Sr. Magda Schmidt
Was heißt WACH für mich?
Was bedeutet „WACH“ als Interpretation für den evangelischen Rat „GEHORSAM“? Was bedeutet für mich „WACH sein“? Diese beiden Fragen möchte ich zuerst interpretieren mit einem Bild zu: „Jesus heilt.“
Mit dem Wort „Gehorsam“ verbinde ich:Die zehn Gebote: „Du sollst!“, „Du sollst nicht!“. So brüllt Gott vom Berg Sinai. Ja, und dann spricht der Sohn Jesus ganz leise, beinahe schüchtern – wie im Markusevangelium in größeren Zusammenhängen zu lesen ist– Worte wie:
„Hört!“, „Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er!“, „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind.“, „Wie heißt du?“ „Öffne dich!“, „Steh auf und stell dich in die Mitte!“, „Ich will es – werde rein!“, „Geh nach Hause und berichte deiner Familie!“, „Wie lange hat er das schon?“, „Warum habt ihr solche Angst?“, „Warum streitet ihr mit ihnen?“, „geh in Frieden“, „Siehst du etwas?“, „Ich will es, werde rein!“, „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“, „Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?“, „Bei euch aber soll es nicht so sein“, „Gebt ihr ihnen zu essen!“, „Kommt her, folgt mir nach!“ , usw. …
Sr. Ruth Lackner
Was heißt WACH für mich?
Bei dieser Frage ist mir spontan eingefallen, was ich als „Morgenmensch“ in der warmen Jahreszeit so sehr liebe: Es ist gegen vier Uhr früh. Ich wache auf, fühle mich ausgeruht und gekräftigt, gehe zum geöffneten Fenster, spüre die frische, kühle Morgenluft, horche und lausche dem vielstimmigen Chor der Vögel. Es erfüllen mich Dankbarkeit und Freude am Leben.
Für mich fordert wach sein den ganzen Menschen – seine Sinne, seine geistigen und seelischen Fähigkeiten und zielt in drei Richtungen:
- Achtsam sich selber gegen über, sich wahrnehmen, um sein Innerstes kennen zu lernen, sein Wesen und seine Bedürfnisse…
- Antennen zu entwickeln gegenüber den Mitmenschen und der Schöpfung. Achtsam und wohlwollend hinhören, hinschauen, reflektieren, erkennen und verantwortungsvoll handeln
- Still und offen zu sein für die Stimme Gottes und Dankbarkeit ihm gegenüber.
Wachsein ist für mich der Versuch Liebe zu leben!
Sr. Agathe Michelitsch
Was heißt WACH für mich?
Wenn ich an „wach“ denke und was es für mich heißt, fällt mir sofort ein Begriff ein: Aufmerksamkeit
Schon lange versuche ich, nach einem mir selbst gestellten Motto zu leben, das lautet: „Offen für den Anruf Gottes“. Es bedeutet für mich, bei allem, was geschieht, daran zu denken, dass es von Gott geschickt und mir zur Aufgabe gegeben ist. Weiters bedeutet wach sein, dass ich sehe, wo eine Schwester oder ein Mensch, der mir begegnet, meine Aufmerksamkeit – ein freundliches Wort der Aufmunterung oder der Anteilnahme braucht.
Wach sein heißt auch, sich selbst kritisch anzuschauen, das eigene Tun zu reflektieren und die nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Wach sein kann für mich auch heißen, meinen Intuitionen zu folgen Ebenso gehört es zum wach sein, die Schönheiten der Natur wahrzunehmen, mich daran zu erfreuen und Gott zu loben.
Sr. Notburga Rauch