Wo ist mein Friedensplatz?
Interview mit Sr. Sabine Maria Grangl – sie ist Ordensschwester bei den Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis („Grazer Schulschwestern“).
Welche Erfahrungen waren auf Ihrem Weg, Ihre Berufung zu erkennen, besonders prägend?
Gelebter Glaube in der Familie: Schon seit frühester Kindheit hat mich das Aufwachsen in einer katholischen Familie besonders geprägt. Meine Großeltern haben mir den Glauben vorgelebt. Gab es Herausforderungen, war gewiss, dass die Oma betet. Selbst in ihrer beinahen Blindheit gab Sie nie den Glauben auf sondern sang vor sich hin: „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht!“. Ihre Zuversicht selbst im Leid, beflügelte mich, selbst Vertrauen ins Leben und in Gott zu haben. Als auch meine Mutter im Glauben immer mehr aufblühte, wusste ich, diesen Gott möchte ich auch tiefer kennenlernen.
Begegnung mit dem Heiligen Franziskus, mit Ordensleuten:
Ich begann zu beten und über Menschen zu lesen, die ihr Leben mit Gott gelebt haben. Besonders anziehend war für mich hierbei ein Buch über den heiligen Franz von Assisi, einer, der mit beiden Beinen auf dem Boden stand und die Welt und Gott unheimlich zu lieben schien. Das Leben des Franziskus, ganz für Gott hingegeben, als Ordenschrist, das zog mich an. Der sich ergebende Kontakt mit Ordensleuten, lies in mir die Frage aufsteigen: Wäre dies denn nicht auch ein Weg für mich?
Suche nach dem inneren Frieden:
Als ich in meiner Studienzeit eine Beziehung einging wurde diese Frage gleichermaßen zu einer innerlichen Zerreißprobe. Wo ist denn nun mein Platz? Suche den Frieden und jage ihm nach! Wo ist dieser Friedensplatz für mich?
Inneres Ringen und Reflektieren:
Nach einer längeren Zeit des inneren Abwägens und Ringens, der Auseinandersetzung mit dieser Lebensfrage im Gespräch, im Gebet, in der Stille, im konkreten Nachspüren beispielsweise im Mitleben im Kloster wurde es allmählich klarer. Die Frage: Wie möchte ich mein Leben gelebt haben, wenn ich einmal auf das Leben zurückblicken werde? war ein Augenöffner, denn mit solch einer Klarheit kam von innen der Wunsch: als Ordensfrau.
Wie wussten Sie, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben? Wer oder was war dabei für Sie hilfreich? Was empfehlen Sie Menschen, die auf der Suche nach Ihrer Berufung sind?
Ich wusste es, als sich nach getroffener Entscheidung in meinem Inneren, nach einer längeren Zeit der Zerrissenheit, ein Friede einstellte, der selbst in Herausforderungen bestehen blieb. Ich fühlte: HIER ist mein Platz. Besonders hilfreich in meinem Suchprozess waren die Begleitung durch einen geistlichen Begleiter, das persönliche Gebet, die Stille, Gespräche mit Ordensleuten und das konkrete Mitleben im Kloster. Das kann ich Menschen ans Herz legen, die auf der Suche sind.
Was stärkt Sie, und wo sind Sie besonders herausgefordert, Ihre Berufung im Alltag zu leben?
Das aktive Gemeinschaftsleben mit meinen Mitschwestern, das Feiern, Beten, Stille-Werden, Arbeiten, der Austausch, der entstehende Rhythmus des Ordenslebens trägt und stärkt mich. Besondere Herausforderung erfahre ich im Hinblick auf die Veränderungssituation der Kirche als auch der Ordenslandschaft in Österreich. Es gibt wenige junge Ordensleute – aber dennoch von Herzen meinen Weg gehen und das Evangelium zu leben versuchen, das möchte ich.