WIR GLAUBEN AN UNSERE ZUKUNFT!
„Kloster und Schule einst und heute“ – unter diesem Motto trafen sich in der Langen Nacht der Kirchen am 25. Mai 2018 Schüler/innen, Pädagog/innen, Eltern, Schwestern und andere Gäste im Turnsaal der Sr. Klara Fietz Volksschule.
Es wurde musiziert und vorgelesen. Wir erfuhren, wie in der Schule und im Kindergarten am Kai alles begann, wir hörten von den Kriegswirren und vom Neubeginn. Vieles hat sich mit der Zeit verändert. Etwas ist gleich geblieben: Eltern vertrauen unserer Schule ihre Kinder an – im Vertrauen, dass sie gut unterrichtet und ihnen christliche Werte vermittelt werden.
Von der Gründung bis heute
Wir bringen eine Nachlese:
Heuer sind es genau 175 Jahre, dass die „Schulschwestern vom Dritten Orden des Heiligen Franziskus zu Gratz“ gegründet wurden. Antonia Maria Lampel, die damals eine Mädchenschule leitete, schlug dem damaligen Bischof Sebastian Zängerle im Jahr 1841 vor, für die Jugendbildung einen Orden zu gründen. Am 29. September 1843 wurden die ersten sechs Lehrerinnen eingekleidet. Die Schule am heutigen Andreas-Hofer-Platz wurde bald zu klein, weshalb ein Jahr nach der Gründung der angrenzende Stainzerhof, ein Teil der heutigen Stmk. Sparkasse, gekauft wurde.
Wenige Jahre nach der Gründung geriet man wieder in Raumnot und die Gemeinschaft kaufte Grund und Haus im damaligen Algersdorf, heute Eggenberg. Hier wurde der älteste Teil des heutigen Mutterhauses errichtet. Das erste Haus in der Neutorgasse verkaufte die Gemeinschaft, im Stainzerhof blieben die Schwestern bis zur Jahrhundertwende.
Im Jahr 1900 beschlossen die Schwestern, das alte Ursulinenkloster mit der dazugehörigen Kirche am damaligen Sackkai zu kaufen. Es sollte der Bauplatz für eine neue Schule werden. Am 16. September 1902 fand die feierliche Segnung des neuen Hauses statt. Am folgenden Tag begann der Unterricht und zwei Tage später wurde auch ein Privat-Kindergarten eröffnet.
Im Ersten Weltkrieg musste fast die ganze Schule hier am Kai für militärische Zwecke geräumt werden und erhielt dafür andere Räumlichkeiten in der Stadt als Unterkunft. Im letzten Kriegsjahr erhielten die Schwestern ihre Schulräume nach und nach zurück. Mit viel Mühe und Fleiß gingen die Schwestern daran, die Schule herzurichten. Im Schuljahr 1918/19 füllten fast 600 Kinder wieder das Haus.
Im Herbst 1928 wurde hier ein Mädchen-Gymnasium errichtet. Vier Jahre später kam Sr. Klara Fietz an diese Schule. Sie war eine vorbildliche Ordensfrau mit großer Strahlkraft. Und sie war eine begnadete Lehrerin. In einem Brief berichtet sie über ihre Schulpflichten am Gymnasium: „19 Schulstunden, davon 14 in Deutsch und 5 in Geographie. Überall 50 und mehr Schülerinnen, daher viel Korrekturen. Ich habe die Kinder sehr gern – nun muss ich schon Mädchen sagen. Mir kommt oft vor, man sollte dem lieben Gott danken, dass man mithelfen darf, diese Jugend heranzubilden.“
1938, ein Jahr nach Sr. Klaras Tod (sie starb im Alter von 32 Jahren, an Darmtuberkulose) wurden alle Privatschulen geschlossen, die Schulgebäude der Kongregation beschlagnahmt, und die Schwestern durften ihren Beruf nicht mehr ausüben. Während des Zweiten Weltkriegs richteten zwei schwere Bombeneinschläge gewaltige Schäden um und im Haus am Kai an. Am 8. Mai 1945 zogen die Russen in das Schulgebäude ein und blieben bis Ende Juli hier. 1946 konnten Kindergarten, Volks- und Hauptschule wieder eröffnet werden.
Heute werden im neu renovierten Haus am Kai der Sr. Klara Fietz Kindergarten und die Sr. Klara Fietz Volksschule geführt. Wie so oft hier, gilt es auch für uns, Herausforderungen zu bewältigen und neue Wege zu gehen – im Wissen um die eigene Geschichte und im Glauben an unsere Zukunft!
Text: Sr. Vera Ronai
Quelle:
„100 Jahre Schulschwestern am Kai“. Festschrift 1902-2002
Sr. Maria Andrea: Mitten unter den Menschen. Zeichen christlicher Hoffnung. Band II und Band III
Bilder: (c) Gerd Neuhold, Sonntagsblatt