Das Gebetskraftwerk
Konvent der pflegebedürftigen Schwestern im Mutterhaus
„Wir wissen, dass hier unsere letzte Station auf Erden ist“, sagt Sr. Benedikta. „Aber nachdem es uns so gut geht, ist die Sehnsucht nach dem Himmel noch verhalten“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Im Mutterhaus in Graz-Eggenberg leben Schwestern im fortgeschrittenen Alter und mit zunehmender Pflegebedürftigkeit. Dort können sie weiter in einer Gemeinschaft leben und werden zusätzlich durch weltliches Pflegepersonal versorgt. Die Schwestern sind sich einig: „Es ist schön, gemeinsam alt zu werden. Wo sonst hat man diesen Halt?“
Die Tage sind mit vielen Aktivitäten ausgefüllt: Die drei Konvente im Mutterhaus bilden eine Hausgemeinschaft, sie feiern gemeinsam die Eucharistie und das Stundengebet, auch das Essen nehmen alle mobilen Schwestern zusammen ein.
Bettlägerige Schwestern können die Liturgie in ihrem Zimmer mithören und mitfeiern. Das Gebet hat einen großen Stellenwert im Konvent. Sr. Gudrun erzählt: „Wir sind sehr oft am Chor und in der Kapelle und beten für die Anliegen des Hauses und in der Welt.“ Die Schwestern sind bodenständig, verfolgen die Fernsehnachrichten und interessieren sich für Politik. „Wenn es in der Welt wild zugeht, dann beten wir auch für die Politiker“, sagt eine andere Schwester.
Da die Betreuung der Pflegebedürftigen durch weltliches Personal übernommen wird, können sich die Schwestern um die Unterhaltung kümmern. „Wir unternehmen kleine Ausflüge mit den Rollstühlen, bis zum Wirtschaftsgebäude und wieder zurück“, erzählt Sr. Benedikta. Einmal pro Woche wird in der Rekreation gemeinsam gesungen und es werden Klassiker wie Mensch ärgere dich nicht oder Halma gespielt. „Sr. Roswitha ist unsere Moderatorin. Sie sorgt mit lustigen und Quizfragen dafür, dass bei allen das Denken fit und beweglich bleibt“, erzählen die Schwestern. Einmal wöchentlich hält Sr. Brigitte eine Bibelstunde. Sr. Gudrun erzählt: „Wenn eine Mitschwester zum Arzt muss, begleite ich sie und bleibe dort bei ihr, bis sie fertig ist.“ Die Schwestern besuchen sich gegenseitig im Zimmer und bekommen oft Besuch von Schwestern anderer Konvente und ihrer Familie. „Weil wir ja immer älter werden müssen wir schauen, dass wir noch mit allem zurechtkommen“, sagt Sr. Benedikta, „aber es ist sehr schön, dass wir mitten im Geschehen sind und immer spüren, dass wir zusammengehören. Es fühlt sich hier an wie unser letztes, gemeinsames Zuhause.“